Kapellenweg mit Hoher Stiege


Kapellenweg

Der Kapellenweg zwischen Saas-Grund und Saas-Fee gehört vom Ambiente und Charme her zum oberitalienischen Kulturraum und gilt als Bestandteil der herausragensten Sakrallandschaften des Oberwallis. Mit dem sog. „Sacri Monti“, dem „Heiligen Berg“ setzen sich die Sacri Monti auch diesseits der Alpen in einem schmalen Keil zwischen der Lombardei und dem Piemont  fort.¨Nebst dem Saastal besitzt nur noch Visperterminen eine ähnliche Kapellenfolge mit plastischen Szenen.

Um 1700 bestanden rege Beziehungen zwischen dem Vispertal und der Walserkolonie Macugnaga. Der Kontakt beschränkte sich nicht auf das „blutsverwandte“ Macugnaga. Varallo im Val Sesia, wo das Urbild aller Sacri Monti mit 43 Kapellen und einem Heer von Statuen steht, lag als Walsergebiet ebenfalls in Reichweite. Wir wissen um die  Wallfahrten der Walliser aus dem Mittel- und Oberwallis zum „Neuen Jerusalem“ nach dem Varallo. Am „Heiligen Berg“ von Varallo schöpften wahrscheinlich die Künstler des Kapellenweges ihre Themen. Im Gegensatz zu Varallo beschränkten sich jedoch die Kapellenwege des Vispertales auf die 15 Geheimnisse des Rosenkranzens.

 Der Kapellenweg zeigt in insgesamt 15 bildstockartigen Kapellchen (erbaut 1708–1711) die Geheimnisse des Psalters, dh. der 3 Rosenkränze: des Freudenreichen, des Schmerzhaften und des Glorreichen Rosenkranzes. 

Die 15 kleinen Gebetshäuschen, die ganz zwanglos hingebaut sind – manche suchen den Lärchenschatten auf, andere wieder niesten frei auf einem Felsblock – richten sich stets nach dem steinigen Weg und wenden dem Pilger ihre Fassade mit dem vergitterten Fenster zu.

 Insgesamt enthalten alle Kapellchen  rund hundert aus Holz geschnitzte und bemalte Figuren. Zur 100-Jahrfeier der Pfarrei Saas-Fee im Jahre 1993 wurden die 15 Rosenkranzkapellen mit den Figuren und Gemälden einer umfassenden Restauration unterzogen.

 

Kapelle Zur Hohen Stiege

Der Anstieg über den Kapellenweg erreicht mit der an einen Felsen angelehnten Kapelle zur Hohen Stiege seinen  vorläufigen Abschluss. Es ist dies das Herzstück des Weges zwischen Saas-Grund und Saas-Fee.

Dieser hochbarocke Kultbau aus  dem Jahre 1687  wurde  vom Saaser Steinmetz und Baumeister Anton Ruppen, wohl im Auftrag der Talpfarrei Saas, errichtet. 

Um die stets wachsende Zahl frommer Pilger zu fassen, fügte man 1747 eine geräumige italienische Arkadenhalle in Gestalt einer «offenen Kapelle» an. Diese ist grösser als die eigentliche Kapelle und dient bei den Festmessen als Altarraum. 

 

Im Innern finden sich bemerkenswerte Kunstwerke wie der prachtvolle Hochaltar (1695–1709). Er dürfte das Werk eines italienischen Altmeisters  sein.

Die Zentralfigur stellt Maria dar, auf ihrem rechten Arm Jesus mit der Weltkugel tragend. Rechts und links wird die Muttergottes von Puttenengeln flankiert. 1755 wurde die Kapelle mit Orgeln ausgestattet. 

 

Bis gegen Ende des 17. Jh. stand am jetzigen Ort kein Gebetshaus, sondern nur ein Bildstöcklein (Bildji) mit wohl jener Marienstatue, die heute noch den Giebel des Hochaltars schmückt. 

 

Direkt unter der Empore sehen wir EXVOTOS in Gestalt von hölzernen Händen, Armen, Füssen und auch Herzen. Diese sind Zeichen von frommen Pilgern, die hier in der Kapelle Heilung und Erhörung gefunden haben.

 

Da das Wegstück nach der Kapelle über eine  hohe Stiege von 77 Monolithen-Staffeln aus dem Jahr 1704 führt, wurde der Ort fortan   «Zur Hohen Stiege» genannt.

1956 bis 1958 unterzog man die Kapelle samt ihrer Ausstattung einer durchgreifenden Restaurierung. 1982/83 erfolgte die Aussenrenovation. 

 


Lebendige christliche Traditionen

 

Christi Himmelfahrt

Falls das Tal vom Zweiten Weltkrieg verschont bleibe, versprachen die Saaser eine alljährliche Wallfahrt zum Heiligtum „Hohe Stiege“. Diese Wallfahrt wird auch heute noch am Nachmittag des Christi-Himmelfahrts-Tages  durchgeführt. 

 

Kapellenfest Mariä Geburt am 8. September

«Acht Taga Herbscht» (acht Tage Herbst) wird im Saastal der 8. September genannt, an dem die katholische Kirche das Fest Mariä Geburt feiert. Dieser Tag gilt in Saas-Fee als Ortsfeiertag und man sagt, dass dieses Datum stets von prächtigem Wetter begleitet sei.  Noch vor rund zehn Jahren fanden sich auch ältere, teils in ihrer Tracht bekleidete Bürger aus der italienischen Walsersiedlung Macugnaga in Saas-Fee ein. Für sie stellte das Kapellenfest auch ein beliebter Treff mit befreundeten Saasern dar, bestanden doch seit dem 17. Jahrhundert rege Beziehungen zwischen diesen beiden Ländern. Heute nehmen vor allem Einheimische aus den vier Saaser Gemeinden,  im Oberwallis wohnhafte Saaser sowie Feriengäste am Fest in dem 1747 erbauten Vorhof der Kapelle  teil. Ungebremste FaszinationDas Kapellenfest, ein traditionelles kirchliches Fest, hat auch im 21. Jahrhundert nichts von seiner Faszination eingebüsst und sich seine Lebendigkeit bewahrt. Die unmittelbare Verbindung von herbstlicher Natur mit beeindruckender landschaftlicher Kulisse begeistert nicht nur gläubige Kirchgänger. Jeweils um 10.00 Uhr beginnt der Gottesdienst, der vom Ortspfarrer von Saas-Fee und den Pfarrern des Saastales zelebriert und vom wunderschönen Gesang des Kirchenchors Saas-Fee umrahmt wird. Der Trachtenverein Saas-Fee unterstreicht  mit seiner Saaser Sonntagstracht den festlichen Charakter. Nach der Messfeier begeben sich die Geistlichen mit den Ministranten, dem Kirchenchor, den Trachtendamen und der Bevölkerung zur kleinen Prozession rund um die Kapelle Zur Hohen Stiege. Der Schlusssegen bildet den feierlichen Abschluss des Hochfestes.